Liebe Schwestern und Brüder,
in diesen Tagen können wir des Öfteren glückliche Kinder sehen: Die Erstkommunion-Saison hat begonnen! In Balve wurde schon und in Beckum und Affeln und Garbeck wird noch gefeiert. Meistens ist das ein schönes Fest, strahlende Kinder und stolze Eltern, Leben in der Kirche – gut so! Die Kinder stecken uns mit ihrer Freude an.
„Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt Ihr nicht in das Himmelreich kommen!“ Die Worte Jesu aus dem Matthäusevangelium werden oft in Kirchen bei Kindstaufen vorgelesen. Zu einer Erstkommunionfeier würden sie auch gut passen. Aber stimmt das denn? Eigentlich müssen die Kinder doch von uns lernen. Wir sollen ihnen beibringen, was Jesus sagt, was Eucharistie bedeutet und was in der Bibel steht. So sollen sie fähig werden, ein frohes Christenleben zu führen und selig zu werden. Aber jetzt sagt Jesus, dass es umgekehrt sein muss: Die Großen sollen von den Kleinen lernen, sollen wie Kinder werden, weil Kinder mehr vom Himmel wissen. Also müsste ich mein Predigen einstellen und nur den Kindern zuhören, und auch dieser Text hier müsste von den Kleinen verfasst werden. Aber das Predigen ist eben eine typische Art der Großen, jemandem etwas beizubringen. Kinder haben andere Mittel, uns Große zu belehren.
Aber was können Kinder besser als Große? Dazu muss man sehen, was Jesus vorher im Evangelium alles gesagt hat:
1. Er erhebt exklusiven Anspruch: Nur durch den Sohn kann der Vater erkannt werden!
2. Er stellt Forderungen: Nehmt mein Joch auf Euch und lernt von mir!
3. Er verkündet Heil: Bei mir findet Ihr Ruhe und Seelenfrieden.
Und tatsächlich, mit diesen drei Themen kommen Kinder besser klar als Erwachsene:
Kinder wissen, dass Mama und Papa „super“ sind, weil sie größer sind und mehr wissen. Darum bombardieren sie die Eltern mit Fragen: Durch die Antwort der Großen wollen sie die Welt erkennen.
Die zweite Botschaft Jesu ist noch härter für Erwachsene: Ein Joch sollen wir auf uns nehmen. Das ist eine Zumutung! Das Joch – das war das Tragegeschirr für Pferde und Ochsen, mit dem Pflüge gezogen wurden. Eigentlich schwer und unangenehm. Aber Jesus sagt, sein Joch sei ganz leicht und herrlich. Aber da denken wir Große: Schnickschnack, ob leicht oder schwer, Joch kommt nicht in Frage. Kirche und Glaube sollten doch wohl eher ein Service für mich sein. Religion soll die Lebensqualität steigern, aber mir doch bitte keine größere Mühe machen.
Wie ist das bei Kindern? Die wollen mit Begeisterung das, was sie gelernt haben, auch einsetzen. Gern auch für andere, gerne dienen und helfen. Wie sieht das aus? Wenn Kinder zum ersten Mal Messdiener sein dürfen oder in einer Fußballmannschaft mitspielen, dann tragen sie ein Joch: Nämlich ihr Gewand oder Fußballtrikot. Das bindet sie in ein Team ein und verpflichtet zu bestimmten Regeln, und doch tragen die Kinder solch ein Joch mit Begeisterung, weil sie zu einer Gemeinschaft gehören und bei einem tollen Spiel dabei sind. So sieht ein leichtes Joch aus!
Die dritte Botschaft Jesu ist eigentlich schön und gut: Bei mir findet Ihr Ruhe für Eure Seelen! Bei mir werdet Ihr es guthaben! Wie gut können wir Erwachsenen einer solchen Versprechung trauen? Morgen, Kinder, wird’s was geben. Dieses vorweihnachtliche Versprechen der Großen ist für die Kinder seit Jahrhunderten Auslöser intensivster Vorfreude. Aber dieses Vertrauen, das selbst zur Quelle der Freude wird, das ist uns Großen oft abhanden gekommen. Durch Enttäuschungen vielleicht, oder durch einen enorm gesteigerten Anspruch an die Verheißungen: Was muss uns versprochen werden, damit Vorfreude aufkommt? Oder liegt es daran, dass wir oft schon selbst unsere Versprechen gebrochen haben?
Kirche wirkt oft so erwachsen, eben groß und alt. Dass die Christenheit nur selten die Freude ausstrahlt, die im Evangelium verkündet wird, hängt vermutlich sehr mit unserer erwachsenen Sicht auf Gottes Liebe zusammen. Also, lernen wir von den kleinen Kindern. Nicht, dass sie Heilige wären. Das Potential zum Ärgern und Unsinntreiben ist denkbar früh in ihnen wirksam. Aber sie können sich freuen, Geschenke annehmen, ihre Begeisterung zeigen und uns Ältere mitreißen. Also lassen wir uns mitreißen. Denn so alt wir Menschen auch werden, wir bleiben doch Gotteskinder - Geschöpfe, die Liebe brauchen und diese bei Jesus finden können.
Allen Kommunionkindern und ihren Familien und Paten wünsche ich auch im Namen des ganzen Pastoralteams Gottes Segen und viel Freude!
Ihr und Euer Pastor Christian Naton
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